Neue Heimat am Golf: Die Internationale Agentur für erneuerbare Energien zieht nach Abu Dhabi. Die frühere Bundeshauptstadt Bonn konnte sich dagegen nicht durchsetzen - die Scheichs hatten weit mehr Geld geboten.
Sharm el Scheich - Die Internationale Organisation für Erneuerbare Energien (Irena) zieht in die Vereinigten Arabischen Emirate. Die Agentur soll in Abu Masdar City angesiedelt werden, einer als CO2-frei geplanten Öko-Vorzeigesiedlung in Abu Dhabi. Die Entscheidung fällten Delegierte aus rund 130 Ländern am Montag im ägyptischen Badeort Scharm el Scheich.
Bonn, der Gegenspieler, konnte sich nicht durchsetzen. Eine Kandidatur der österreichischen Hauptstadt Wien hatte bereits vor der Entscheidung als chancenlos gegolten. Bonn wird nun Sitz eines Innovations- und Technologiezentrums. Deutschland wird dafür vier Millionen Euro bereitstellen und jährlich zwischen zwei und drei Millionen Euro investieren.
Die Vereinigten Arabischen Emirate hatten großzügige finanzielle Unterstützung für Irena in Aussicht gestellt, um eine Mehrheit der abstimmungsberechtigten Staaten für sich zu gewinnen. Die Startkosten von 136 Millionen Dollar wollen die Emirate übernehmen und jährlich Irena-Projekte in Höhe von 50 Millionen Dollar fördern.
"Das hat einen sehr großen Sex-Appeal", hatte etwa die Sprecherin der dänischen Umweltministerin Connie Hedegaard vor der Abstimmung gesagt - Ölscheichs, die Ökoenergie fördern.
Bonn konnte sich als Hauptsitz nicht durchsetzen - Deutschland wollte zu den laufenden Kosten von Irena gerade einmal acht Millionen Euro jährlich beisteuern. Die Bundesregierung hatte aber darauf verwiesen, dass sie bereits eine Milliarde Euro pro Jahr für die nachhaltige Energieversorgung in Entwicklungs- und Schwellenländern ausgebe; für Entwicklungshilfe bei den erneuerbare Energien würden bis 2014 mehr als 2,5 Milliarden Euro investiert.
Die neue Organisation war im Januar in Bonn von 75 Staaten gegründet worden. "Irena ist eine deutsche Idee", hatte Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) deswegen für die ehemalige Bundeshauptstadt geworben - ohne Erfolg, wie sich nun herausstellt. Mittlerweile gibt es 129 Unterzeichnerstaaten des Gründungsabkommens. Auch die USA sind mit dabei.
Die Agentur soll weltweit den Ausbau erneuerbarer Energien wie Solar- und Windenergie oder Biomasse vorantreiben - und vor allem die Regierungen dabei beraten, wie sie die Möglichkeiten der erneuerbaren Energien optimal nutzen. Die Hilfen reichen dabei von technischen Fragen bis zur möglichen Finanzierung von Projekten. Insbesondere Entwicklungsländer sollen unterstützt werden.
chs/dpa/AFP
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